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Das Herz schlägt, bevor es existiert. Wenige Tage nach dem Zeitpunkt, zu dem der Mensch leiblich ein Individuum
geworden ist, am 15. Tag nach der Befruchtung - mit der Entstehung des dritten Keimblattes, beginnt
als erste rhythmische Eigentätigkeit ein Pulsschlag. Mit dem Eigenrhythmus fängt auch die Eigenzeit an: der
Mensch als das Wesen, das seine eigene Zeit erfinden, bestimmen und vergeuden kann, steht an seinem Anfang.
Dieses Pulsieren beginnt nicht in den Strukturen, die man zum Gewebe des Embryos zählt (Embryoblast, siehe
Glossar), sondern in seinen ihn umgebenden Ernährungsstrukturen (Trophoblast), ganz exakt im extraembryonalen Mesoderm. Dort, jenseits, sozusagen „oberhalb“ der Kopfregion, bilden sich einige unregelmäßige Lagunen, die mit Blut gefüllt sind. Blutgefäßinhalt und Gefäßwand sind noch ein und dasselbe flüssige Gewebe. Mit dem einsetzenden Rhythmus aber differenziert sich aus diesem einheitlichen Gewebe so etwas wie eine erste Gefäßwand
und als Inhalt dieser Flüssigkeitsinseln eine Art Vorstufe des Blutes selbst. Diese Lagunen beginnen zu pulsieren.
Es ist noch kein „Schlag“, vielmehr ein der Sinuswelle vergleichbares Pulsieren. Die Abb. zeigt diesen sinusoiden
Rhythmus und seine Herleitung aus dem einer einfachen Kreisbewegung. Die Ursache dieses Pulsierens
kann wissenschaftlich nicht begründet werden, so dass man es mit der Umschreibung autorythmische Pulsation versehen hat.
Das Bewegen, das zur Struktur erst führt, geht ihr voraus.Da ist kein Herz als Pumpe, vielmehr strömt das
Blut bereits, bevor das Leben als rhythmisches Bewegen das Herz erst hervorgebracht hat. Wenn man an den Zusammenhang von Funktion und Struktur denkt, wird man dies als ein sprechendes Beispiel erkennen können, wie
die Funktion der Struktur vorausgeht und: wie die Funktion dann schließlich aber auch an die gebildete Struktur gebunden ist.

Embryologische Entwiclungsgebärde

Mit voranschreitender Entwicklung falten sich die Gefäße (die aus dem Zusammenfluss der Blutlagunen langsam herausdifferenziert wurden) in einer komplexen Gebärde zu dem ein, was wir Herz nennen. Mit jedem Einfaltungsschritt wird die Rhythmusgestalt komplexer, bis schließlich der von einer Unzahl feiner Rhythmen durchwobene Herzschlag des Erwachsenen hervorgetreten ist.
Der Organismus ist zum Zeitpunkt der Herzentwicklung auf der „Bauchseite“ (Entoderm) noch „offen“, das „Vorherz“ noch anfangs oberhalb des sich bildenden Gehirns zu finden, schließlich vor dem späteren Brustraum. Dort tritt es zum ersten Mal mit dem Embryo in Kontakt: Im Bereich der Urdarmanlage. Dies ist der Impuls der Leberentwicklung.
Innerhalb von 14 Tagen umfängt der sich bildende und einkrümmende Organismus wie ein Mantel das herabsteigende Herz,
dass damit im Brustraum aufgenommen wird, der sich schließlich darüber verschließt. Die typischen elektromagnetischen
Aktivitäten der Herzens entstehen nach und nach koordiniert zusammen mit seiner Reifung und seiner Aufnahme in den Brustraum.
Es hilft, wenn Sie dieses Bild ganz innerlich (leiblich imaginierend) erleben können: das herabsteigende Herz, das aus autonomer
Rhythmustätigkeit hervorgegangen ist, das sich differenziert und schließlich in den Brustraum aufgenommen
und von der Brustwand geschützt wird. Herz und Hirn treten über das autonome Nervensystem und elektromagnetisch in Kontakt
Herz und Gehirn treten über das vegetative (oder autonome) Nervensystem in Kontakt mieinander, die tieferen, für unsere Emotionalität verantwortlichen Hirnareale (Mandelkerne oder Amygdala genannte Region) können sogar in Resonanz mit dem Herz schwingen (Lit. Frysinger 1990).
Zur bloßen Funktion des Herzens als eines Motors der Blutbewegung sind diese Verbindungen nicht notwendig, wie wir aus den Erfahrungen mit Herztransplantationen wissen. Herzkohärenz und eine einigermaßen breit schwingende Herzfrequenzvariablität kann nämlich ein transplantiertes Herz nicht aufbauen, obwohl es gleichwohl als Pumpe zu funktionieren scheint.